Clara Schumann

Wer war Clara Schumann?

 

Clara Schumann (geb.: 13. September 1819 in Leipzig; gest.: 20.Mai 1896 in Frankfurt am Main; geborene Wieck) war eine deutsche Pianistin und Komponistin und außerdem die Ehefrau des deutschen Komponisten Robert Schumann.

 

Es gibt zahlreiche Abbildungen von Clara Schumann, die Bekannteste dürfte die auf dem 100DM-Schein sein.

 

Aus Claras Kindheit weiß man, dass sie erst sehr spät sprechen lernte. Es geschah vermutlich im Alter von vier Jahren, als sie ein Jahr lang getrennt vom Vater bei ihren Großeltern verbrachte. Der Grund der Verzögerung wird in psychischen Ursachen vermutet, es ist allerdings nicht eindeutig nachgewiesen. Im Alter von fünf Jahren erhielt sie intensiven Klavierunterricht, am 20. Oktober 1829 trat sie zum ersten Mal (mit einer anderen Schülerin in einem vierhändigen Stück von Friedrich Kalkbrenner) öffentlich auf. Die Leipziger „Allgemeine musikalische Zeitung“ schrieb:

 

"In demselben Konzerte war es uns noch besonders angenehm, die erst neunjährige, mit vielen Musikanlagen ausgestattet Clara Wieck vierhändige Variationen über einen Marsch aus „Moses“ von Kalkbrenner, mit allgemeinem und verdientem Beifalle vortragen zu hören. Unter der Leitung ihres musikerfahrenen, die Kunst des Pianofortespiels wohl verstehenden und dafür mit Liebe sehr tätigen Vaters dürfen wir von ihr die größten Hoffnungen hegen."

 

Clara spielte vor Goethe und wurde persönlich bekannt mit Niccolò Paganini und Franz Liszt. Sie trat in jungen Jahren in zahlreichen Städten, auch im nahen Ausland auf. In Wien wurde ihr mit 18 Jahren die Ehre zuteil, zur Kaiserlich-Königlichen Kammervirtuosin ernannt zu werden. Auch als Komponistin war sie sehr früh aktiv. Die "Quatre Polonaises" op. 1 wurden veröffentlicht, als sie zehn oder elf Jahre alt war. Es folgten "Caprices en forme de Valse", "Valses romantiques", "Quatre Pièces Caractéristiques", "Soirées Musicales", ein Klavierkonzert und vieles mehr.

 

Clara kannte Robert Schumann schon als Kind. Als Zwanzigjähriger wohnte er eine Zeit lang bei den Wiecks und ließ sich von Claras Vater unterrichten. Er schwärmte damals für eine Schülerin von Wieck, Ernestine von Fricken, die drei Jahre älter als Clara war. Er nahm Abstand von einer Verlobung, als er erfuhr, dass sie ein angenommenes Kind und nicht erbberechtigt war. Gleichwohl setzte er Ernestine mit dem "Carnaval" ein musikalisches Denkmal. Clara aber war schon immer beeindruckt gewesen von diesem Mann und himmelte ihn an. Als sie 16 Jahre alt war, kamen sie sich dann näher; von dem ersten Kuss schwärmte Robert noch in späteren Briefen, in seinem Werk hat er ihr mit dem Stück "Chiarina" ein Denkmal gesetzt.

 

Dem alten Wieck war das Turteln nicht entgangen. Er war keinesfalls bereit, dem mittellosen jungen Mann Clara zuzusprechen, zumal dieser keinen Beruf hatte und nicht einmal mehr Pianist werden konnte, weil eine Verletzung des Mittelfingers der rechten Hand diese Karriere vorzeitig beendete. Nicht einmal die Tatsache, dass Robert als Musikredakteur recht erfolgreich war und sogar eine eigene Zeitschrift ("Neue Zeitschrift für Musik") gegründet hatte, konnte ihn umstimmen. Wieck untersagte dem Liebespaar jeden Kontakt. Sich zu sehen war ebenso wie ein Briefwechsel verboten. Die Trennung erreichte Wieck zunächst dadurch, dass er Clara für zahlreiche Konzerttourneen verplante.

 

Im September 1839 reichten Robert und Clara schließlich beim Gericht in Leipzig Klage ein mit dem Antrag, Vater Wieck zu verpflichten, der geplanten Ehe zuzustimmen. Das Verfahren verzögerte sich, nicht zuletzt auch durch Zutun von Friedrich Wieck, aber am 1. August 1840 erteilte das Gericht schließlich die Zustimmung zur Eheschließung, die am 12. September 1840 in der Dorfkirche von Schönefeld bei Leipzig vollzogen wurde. Erwähnt werden sollte aber, dass sich Wieck und das Ehepaar Schumann 1843 wieder versöhnten.

 

Die herbeigesehnte häusliche Gemeinschaft mit Robert Schumann hatte für Clara aber auch etwas Beängstigendes. Die Jahre der Trennung hatten ihre Liebe als überirdisch erscheinen lassen, nun musste diese im Alltag bestehen. Zwar war Clara befreit von der erdrückenden Dominanz ihres Vaters, aber auch die Ehe wies sie in gewisse Schranken. Robert Schumann war sicherlich nicht despotisch, doch die Zeit, in der er lebte, kannte klare Verhältnisse, was die Beziehung von Ehepartnern anbetraf. Die Ehe bot Clara Schumann jedoch endlich die Gelegenheit, die unter dem väterlichen Regime vernachlässigte allgemeine geistige Bildung nachzuholen. Sie las Goethe, Shakespeare und Jean Paul und studierte intensiver als bisher neben den Werken ihres Mannes Ludwig van Beethoven, Johann Sebastian Bach und Frédéric Chopin.

 

Robert sah es nicht gern, dass Clara weiterhin konzertieren wollte, er verlangte ihre Gegenwart an seiner Seite. Auf seine Bitte hin schränkte Clara das Klavierüben ein – Robert konnte sich sonst nicht auf das Komponieren konzentrieren. Die Situation änderte sich erst, als das Paar in Dresden eine größere Wohnung bezog, wo Clara in einem abgeschiedenen Zimmer ihrem Klavierspiel nachgehen konnte. Überdies war es sein Wunsch, dass Clara sich mehr der Komposition widmen sollte. Clara sollte so komponieren wie Robert. Sein Ziel war musikalische Zweisamkeit in Einheit. Und so brachte ein 1841 veröffentlichter Liederzyklus des Ehepaars Schumann die Rezensenten in die Verlegenheit, nicht sagen zu können, welche der Vertonungen nun Robert und welche Clara zuzuschreiben waren.

 

In der Folgezeit kamen die Kinder Marie (1841-1929), Elise (1843-1928), Julie (1845-1872), Emil (1846-1847), Ludwig (1848-1899), Ferdinand (1849-1891), Eugenie (1851-1938) und Felix (1854-1879) auf die Welt. Das Aufziehen und die Erziehung erfolgten durch Ammen bzw. Kindermädchen, nach dem Tod Robert Schumanns gab Clara fünf ihrer Kinder außer Haus: Marie und Elise wurden nach Leipzig verschickt, Julie nach Berlin, Ludwig und Ferdinand nach Bonn, nur Eugenie und Felix verblieben vorerst bei ihr. Das härteste Schicksal traf einige Jahre später den Sohn Ludwig; als vom Verstand her schwerfällig und in seiner Art ungeschickt, klagte Clara „Ludwig ist mir keine Stütze“ und verfügte nach einem Zusammenbruch Ludwigs 1870 die Einweisung des jungen Mannes in eine Irrenanstalt.

 

Clara setzte ihren Wunsch bald wieder durch, auf Konzertreisen zu gehen. Nicht zuletzt die finanzielle Situation der Familie ließ diesen Schritt als sehr angeraten erscheinen, denn Clara steuerte in ganz erheblichem Maße mit ihren Konzerteinnahmen dazu bei, dass die Schumanns sich über Wasser halten konnten. Im Übrigen kam ihr Konzertieren auch Robert Schumann selbst zugute: Da er wegen seiner Behinderung der rechten Hand nicht mehr öffentlich auftreten konnte, interpretierte sie seine Werke am Klavier und machte ihn später in ganz Europa bekannt. Sie hat auf diese Weise zu einem großen Teil für seinen Ruhm als Komponist gesorgt.

 

Eine Konzerttournee nach Dänemark (mit der Eisenbahn, für Clara ein unheimliches Unterfangen) unternahm sie allein. Nach Russland, wo sie 1844 Auftritte in Sankt Petersburg und Moskau hatte, begleitete sie der Ehemann. Dort wurde Clara von der Zarenfamilie empfangen. Roberts zeitweiliger Missmut über Claras Erfolge ist bekannt, ihm behagte nicht, dass sie bei den Konzertreisen die tragende Rolle spielte. Sie wurde gefeiert, ihm wurde manchmal Geld zugesteckt, was Robert zutiefst verletzt in seinem Tagebuch vermerkte mit dem bitteren Zusatz "Und Klaras Benehmen dabei..." (Schumann schrieb ihren Namen häufig mit K am Anfang).

 

Ende 1849 bekam Robert Schumann das Angebot, in Düsseldorf Städtischer Musikdirektor zu werden. 1850 siedelte die Familie Schumann deshalb nach Düsseldorf über. Clara konzertierte und übernahm an Roberts Seite die musikalische Assistenz des Orchesters und des Chores. Aufreibend war die von beiden beklagte Undiszipliniertheit der Musiker, die dazu führte, dass Proben wie auch Auftritte nicht den gewünschten Erfolg brachten. Zusätzlich belastet wurde das Ehepaar durch einen dringend notwendig gewordenen weiteren Umzug innerhalb Düsseldorfs sowie durch eine Fehlgeburt.

 

Anfang 1854 erreichten Roberts Erkrankung und Claras Belastungen einen neuen Höhepunkt. In wachsendem Maße hatte Schumann „Gehöraffektionen“ entwickelt: Es waren seiner Beschreibung folgend mehr als nur Geräusche, sondern vielmehr aufdringliche Töne bis hin zu ganzen Musikstücken, die ihn nicht schlafen ließen, ihm unerträgliche Schmerzen bereiteten und ihn zeitweilig in Halluzinationen verfallen ließen. Robert Schumanns Tagebuchnotizen berichten darüber noch bis zum 17. Februar 1854, danach gab es keine Eintragungen mehr. Am 27. Februar stürzte er sich von einer Brücke in den Rhein, um sich zu töten, wurde aber aus dem Wasser gezogen und gerettet. Er wurde am 4. März 1854 in die Nervenheilanstalt in Endenich bei Bonn (heute Stadtteil von Bonn) eingeliefert. Seine Erkrankung war eine Folge einer früher durchgemachten Syphilis. Clara floh mit den Kindern zu einer Freundin. Ärzte rieten ihr dringend ab, ihren Mann in seinem beklagenswerten Zustand „so zu sehen“.

 

Die in verschiedenen Biografien zu Robert oder Clara Schumann anzutreffende Bemerkung, Robert habe sich in der Zeit als „Verbrecher“ gesehen, der seiner geliebten Frau „ein Leid antun“ könnte, was ihn zu der Entscheidung bewogen haben sollte, aus eigenem Entschluss in eine private Nervenheilanstalt zu gehen, ist durch Fakten nicht belegt und mittlerweile höchst umstritten. In Roberts Tagebuchaufzeichnungen, die bis zum 17. Februar reichen, steht hierüber nichts. Aber die Quelle der Behauptungen ist bekannt: Der erste Biograf Clara Schumanns, Berthold Litzmann, hatte in seinem 1908 erschienenen dreibändigen Werk "Clara Schumann. Ein Künstlerleben.

 

Nach Tagebüchern und Briefen" diese Darstellung gewählt. Die in seinen Händen befindlichen Tagebücher und Briefe der Clara Schumann hat Litzmann aber der Nachwelt nicht zur Einsicht zur Verfügung gestellt (er soll sie verbrannt haben). Verschiedentlich (so auch Dieter Kühn in "Clara Schumann. Klavier") wird angenommen, Litzmann habe auf der Suche nach einer Erklärung für Claras Verhalten nach der Einlieferung ihres Mannes in die Nervenheilanstalt (sie hat ihn dort - allerdings auf Anraten der Ärzte - erst nach über zwei Jahren, nämlich zwei Tage vor seinem Tod aufgesucht) eine Version der Begebenheit gesucht, die Clara schützte: Indem er nämlich ihren Mann als ein Risiko für sie und ihre Familie darstellte.

 

Jede neuere Biografie über Clara Schumann stellt die Frage: Was war zwischen Clara und Johannes Brahms? Den vierzehn Jahre jüngeren Komponisten lernte Clara 1853 kennen und schätzen, Robert Schumann selbst hatte in einem Aufsatz „Neue Bahnen“ für die „Neue Zeitschrift für Musik“ dafür Sorge getragen, dass dem bis dahin unbekannten Künstler öffentliche Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Schon bald nach der Einlieferung Schumanns in die Nervenheilanstalt im Jahr 1854 intensivierte sich der Kontakt zwischen Clara und Brahms. Fest steht, dass Brahms in Clara verliebt war, zahlreiche Briefe zeugen davon. Was sich aber in den Jahren 1854 bis vornehmlich 1856 zwischen beiden zugetragen hat, ist wenig erhellt. In beiderseitigem Einvernehmen hatten nämlich Clara und Brahms fast den gesamten Briefwechsel aus der Zeit bis 1858 anschließend vernichtet. Allerdings hielt sich nur Brahms vollkommen an die Abmachung - Clara behielt einige Briefe, die schließlich ein bisschen Licht in ihre Beziehung bringen konnten.

 

Tatsache ist, dass Brahms eine Zeit lang mit Clara zusammen in der Düsseldorfer Wohnung gewohnt hat. Ganz selten war Brahms ihr Begleiter auf Konzertreisen. Nach seinen Notizen hätte er ihre Nähe noch viel öfter erleben wollen, wagte es aber nicht:

 

„Ich dachte – wie oft daran, zu Ihnen zu gehen. Aber ich fürchtete das Unpassende. Es kommt ja alles in die Zeitungen.“

 

In seinen Briefen sind alle Formen der Anrede anzutreffen: Anfangs "Verehrte Frau", dann "Teuerste Freundin", schließlich "Innigst geliebte Freundin", zuletzt "Geliebte Frau Clara". Im Brief vom 25. November 1854 heißt es plötzlich:

 

"Teuerste Freundin, wie liebevoll blickt mich das trauliche "Du" an! Tausend Dank dafür, ich kann's nicht genug ansehen und lesen, hörte ich es doch erst; selten habe ich das Wort so entbehrt, als beim Lesen Ihres letzten Briefes."

 

Er, der Jüngere, hatte es nicht gewagt, ein "Du" anzubieten, wird damit plötzlich konfrontiert und findet erst langsam in diese intime Anrede. Im Brief vom 31. Mai 1856 schreibt er in aller Deutlichkeit:

 

„Meine geliebte Clara, ich möchte, ich könnte dir so zärtlich schreiben, wie ich dich liebe, und so viel Liebes und Gutes tun, wie ich dir’s wünsche. Du bist mir so unendlich lieb, dass ich es gar nicht sagen kann. In einem fort möchte ich dich Liebling und alles mögliche nennen, ohne satt zu werden, dir zu schmeicheln. (...) Deine Briefe sind mir wie Küsse“.

 

Claras Reaktion auf Brahms Schwärmen ist nicht überliefert. Wie sie sich selbst sehen wollte, ergibt sich aus erhalten gebliebenen Tagebuchaufzeichnungen: Clara sollte als ruhmreiche Künstlerin in die Geschichte eingehen – und als Liebende, aber beschränkt auf die Person Robert Schumann. Der Briefwechsel zwischen ihr und Brahms ist nach dem Tod Robert Schumanns im Jahr 1856 erkennbar in seiner Intensität des persönlichen Austauschs zurückgefahren worden, was ebenfalls im wesentlichen nur den von Brahms erhaltenen, in verhaltener Betroffenheit erstarrten Briefen entnommen werden kann.

 

1863 siedelte Clara nach Baden-Baden über. Auch die Folgejahre waren geprägt von erfolgreichen Konzertreisen in zahlreiche Städte Deutschlands und Europas. Clara blieb bis zu ihrem Tod eine überall gefeierte Pianistin. Im Jahr 1878 wurde sie zur „Ersten Klavierlehrerin“ des neu gegründeten Hoch'schen Konservatoriums in Frankfurt am Main berufen. Sie betätigte sich als Herausgeberin der Werke von Robert Schumann und veröffentlichte eine Reihe seiner Schriften. Ihr letztes Konzert gab sie am 12. März 1891 im Alter von 71 Jahren. Am 26. März 1896 erlitt Clara einen Schlaganfall und starb wenige Monate später im Alter von 76 Jahren. Ihrem Wunsch gemäß wurde sie in Bonn, auf dem Alten Friedhof, neben ihrem Mann beigesetzt.

 

Ihr Vater ließ der jungen Clara schon früh Kompositionsunterricht durch den Thomaskantor Weinlig und den Kapellmeister Heinrich Dorn erteilen. Eva Weissweiler kommt in ihrer Analyse der Komponistin Clara Schumann allerdings zu dem Schluss, dass dieser Kompositionsunterricht eher dadurch verursacht war, dass

 

"Vater Wieck ...vielmehr mit der ihm eigenen Geschäftstüchtigkeit erkannt [hatte], dass sich der Erfolg seines allerorts bestaunten Wunderkindes noch vergrößern würde, wenn es auch ein wenig komponieren konnte; natürlich keine anspruchsvolle Klaviermusik wie die "Papillons" seines Studenten Robert Schumann, sondern brillante und sentimentale Rondos, Romanzen und Capricen, ganz wie es das teils großbürgerliche, teils aristokratische Publikum von einer künftigen Dame erwartete."

 

Sehr intensiv war dieser Kompositionsunterricht nicht. Besonders bei ihren ersten Kompositionen lässt sich ein Mangel an theoretischer Schulung feststellen. Als Robert Schumann ihre Soirées Musicales in seiner "Neuen Zeitschrift für Musik" besprach, umschrieb er diesen Mangel taktvoll als "ausländische Fantasie".

 

Beurteilt man Clara Schumann als Komponistin, sollte man nicht übersehen, dass sie zu einer Zeit Musik schuf, als man dies bei einer Frau als ungewöhnlich empfand. Über ihr Klavierkonzert a-moll op. 7, geschrieben während ihres 14. bzw. 15. Lebensjahres, äußerte der Musikkritiker C.F. Becker in einer Besprechung des Werkes, dass von einer ernsthaften Kritik an diesem Werk natürlich keine Rede sein könne, "weil wir es mit dem Werk einer Dame zu thun haben". Hans Guido von Bülow bemerkte im Zusammenhang mit ihren Kompositionen:

 

Reproductives Genie kann dem schönen Geschlecht zugesprochen werden, wie productives ihm unbedingt abzuerkennen ist ... Eine Componistin wird es niemals geben, nur etwa eine verdruckte Copistin... Ich glaube nicht an das Femininum des Begriffes: Schöpfer. In den Tod verhaßt ist mir ferner alles, was nach Frauenemancipation schmeckt.

 

Clara Schumann sagte selbst über ihr von Kritikern als Höhepunkt ihres Schaffens bezeichnetes Klaviertrio op. 17, das sie trotz Schwangerschaften, wirtschaftlicher Not und pianistischer Misserfolge schrieb,

 

"Natürlich bleibt es immer Frauenzimmerarbeit, bei der es... an der Kraft und hie und da an der Erfindung fehlt."

 

Anders als beispielsweise die britische Komponistin Ethel Smyth war Clara Schumann weniger in der Lage, sich vom Urteil ihrer Zeitgenossen zu lösen, und Komponieren hatte vielleicht auch deswegen bei ihr nie die oberste Priorität. Während ihrer Ehe komponierte sie vorwiegend ihrem Ehemann zu Gefallen. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass sie diese Aktivität nach seinem Tod endgültig einstellte. Clara Schumanns Werke werden heutzutage selten zu Gehör gebracht. Sie sind dabei keinesfalls schlecht oder geringwertig. Komponiert für die eigenen Auftritte sind sie virtuos und entsprechen dem Musikgeschmack des 19. Jahrhunderts.

 

Die drei Lieder aus Opus 12, die Clara Schumann komponierte, zählen neben dem Klaviertrio op. 17 und den drei Romanzen für Klavier und Violine op. 22 zu den besten Kompositionen, die von ihr geschrieben wurden. Der Liederzyklus, den Clara Schumann als op. 13 anschließend veröffentlichte und in dem sie Gedichte von Heinrich Heine, Geibel und Friedrich Rückert vertonte, fand auch bei ihrem Mann höchste Anerkennung. Trotzdem schreibt er wenig später über ihre Kompositionen:

 

Clara hat eine Reihe von kleineren Stücken geschrieben, in der Erfindung so zart und musikreich, wie es ihr früher noch nicht gelungen. Aber Kinder haben und einen immer fantasierenden Mann und komponieren, geht nicht zusammen....

 

Als Klaviervirtuosin hingegen hatte Clara eine für ihre Zeit exzeptionelle Stellung. Das beginnende 19. Jahrhundert hatte eine Reihe von hervorragenden Solisten hervorgebracht, deren überwältigendes Können auf ihrem Instrument das Publikum faszinierte, dementsprechend groß war auch die Nachfrage nach solistischen Auftritten der Künstler. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren dies z.B. die Violinisten Paganini - (der „Teufelsgeiger“, wie er gern bezeichnet wurde) - und Joseph Joachim, (mit dem Clara zahlreiche gemeinsame Konzerte bestritt). Unter den Pianisten waren es neben Clara Schumann Liszt, Chopin, Sigismund Thalberg und Friedrich Kalkbrenner, denen der Ruf vorauseilte, unübertroffen auf dem Klavier zu sein. Nicht übersehen werden darf dabei, dass auch objektive Umstände die Entwicklung der Klaviervirtuosen begünstigte: Die Instrumente Flügel und Klavier erfuhren in der Zeit immer wieder neue Verbesserungen. Stahlsaiten wurden eingezogen, der Tonumfang erweitert, die Mechanik ausgeklügelter (anders als bei Beethoven und Hummel, die als herausragende Pianisten der Wiener Klassik galten, „klebten“ die Anschlaghämmerchen nicht unwiderruflich an den Saiten, wenn man die Tasten nicht losließ). Den technischen Fortschritt ließen die Künstler in ihre Arbeiten einfließen, sowohl in die Darbietung solistischer Stücke wie auch in ihre Kompositionen.

 

Was Clara Schumann besonders auszeichnete: Sie bestand in einer männerdominierten Welt. Sie ließ sich nicht auf die Präsentation von Salon-Stückchen reduzieren, spielte u.a. anspruchsvolle Sonaten von Beethoven und einige seiner Klavierkonzerte (auch das fünfte, das als schwierig galt). Und sie wurde deswegen in ganz Europa gefeiert und mit Ehrungen bedacht. Während ihr Mann ständig das Gefühl hatte, um Anerkennung ringen zu müssen (legendär ist die Geschichte, dass man ihn, als er Clara auf der Konzertreise nach Russland begleitete, gefragt haben soll: „Und Sie? Was machen Sie? Machen Sie auch etwas mit Musik?“), genoss sie hohes Ansehen, was für eine Frau damals nicht selbstverständlich war.

 

Dass Vater Wieck durch seine strenge Schule einen Grundstein hierfür gelegt hatte, ist nur ein kleiner Teil ihres Erfolges. Clara Schumann war ein außerordentliches Talent, und sie hatte das Bedürfnis, es auszuleben, auch wenn sie es immer wieder gegen andere Interessen (Mutterschaft, Robert Schumanns Einfluss) durchsetzen musste. Wie sehr ihre Stellung herausragend war für die Zeit, zeigt die Tatsache, dass sie - neben Ausnahmeerscheinungen wie z.B. Fanny Hensel geb. Mendelssohn - eine der wenigen Pianistinnen des 19. Jahrhunderts ist, die hohen Bekanntheitsgrad genießt.

 

Das Werk ihres Mannes, das Clara durch Konzertauftritte der Öffentlichkeit bekannt gemacht hatte, beschäftigte sie auch, nachdem sie sich vermehrt aus dem Konzertbetrieb zurückgezogen hatte. Sie förderte nach seinem frühen Tod die Veröffentlichung seiner Kompositionen im Musikverlag Breitkopf & Härtel, sammelte aber auch alle seine Schriften und Tagebücher, publizierte diese und setzte ihm so ein Andenken.

 

Quelle: de.wikipedia.org/wiki/Hauptseite